youvo IMPACT #2 Interview mit Barbara von suni e.V.

Veröffentlicht am: 01.12.2016 | Geschrieben von: Paula Bergmann | 2 Kommentare

Für unsere IMPACT Reihe haben wir diesmal mit Barbara von Suni e.V. gesprochen, die über die Besonderheiten bei der Arbeit eines international agierenden Vereins berichtet hat. Lest hier, wie gleich drei Kreative das Kunstprojekt in Namibia unterstützen.

Barbara (links) mit den PädagogInnen aus der Omaheke Region

Es ist an der Zeit, mal wieder einen Einblick in die Arbeit von den Organisationen zu bekommen, die ein Projekt bei youvo ausgeschrieben haben. Deshalb haben wir mit Barbara vom suni e.V. gesprochen, die uns einiges über ihr Projekt und die Zusammenarbeit mit gleich drei Kreativen aus der youvo-Community erzählt hat.

Liebe Barbara, wer genau steht hinter Suni e.V. und wofür setzt Ihr Euch ein?

Suni e.V. ist ein junger Verein mit Mitgliedern aus Deutschland, Namibia und Luxemburg. Wir setzen uns gemeinsam für benachteiligte Kinder in der Omaheke Region in Namibia ein. Als „benachteiligt“ gelten Kinder, die von der namibischen Regierung als Orphans and vulnerbale Children erfasst sind. Dazu gehören beispielsweise Waisen, Kinder mit Einschränkungen und Kinder bestimmter marginalisierter Gruppen.

Was möchtet Ihr mit dem Programm „Kunst für Bildung“ erreichen?

Unser Ziel ist es, durch Kunstprojekte den interkulturellen Austausch zwischen Kindern und jungen Menschen aus Deutschland, Namibia und Luxemburg zu fördern. Dazu gehört auch, dass wir Stereotype aufbrechen und Verständnis füreinander schaffen. Oft nutzen wir kreative und künstlerische Medien, um entwicklungspolitische Themen zu bearbeiten. Wir veranstalten dazu beispielsweise Malwettbewerbe oder Ausstellungen.

Was für ein Projekt hast Du denn bei youvo ausgeschrieben?

Bei youvo haben wir nach einer Grafikerin gesucht, die ein Malbuch für Vorschulkinder gestaltet – anhand von Fotos und Szenen die namibische Pädagoginnen ausgesucht haben. Der Hintergrund zu dem Projekt ist folgender: Vor fast drei Jahren kam eine Lehrerin aus einem kleinen Wüstendorf in der Omaheke auf Suni e.V. zu und hat sich über das Lernmaterial beschwert, dass sie in ihrer Vorschulklasse benutzte. Es zeigte Marienkäfer, Schneemänner, gelbe Schulbusse und überwiegend weiße Kinder. Es war westlich geprägt und so gar nicht auf die Lebenswelt ihrer Schülerinnen angelegt. Die Lehrerin wusste, dass in unserem Team junge kreative Leute sind und fragte, ob wir nicht etwas ändern könnten. Wir haben uns dann nach ein paar Pilotversuchen mit dem Ben-Hur Development Center und der Light for the Children Foundation in Namibia zusammengeschlossen und auch das lokale Bildungsministerium mit ins Boot geholt. 2016 startete dann das Projekt „Lernmaterial für den Vorschulbereich der Omaheke Region“.

Auf Euer Projekt haben sich gleich mehrere Kreative beworben. Wie hat sich das auf die Projektumsetzung ausgewirkt?

Dass sich gleich drei Illustratorinnen beworben haben, hat uns überrascht. Und weil wir noch viele weitere namibische Ideen auf unserer Liste hatten, haben wir einfach ganz nett gefragt: Würdest du auch ein anderes Projekt umsetzen? Jetzt entsteht neben dem Malbuch von Sandra ein Lernposter von Xiju - und Marika hat Begleitmaterial für unser Memoryspiel erstellt. Für uns war das ein großer Gewinn.

Wie hat die Zusammenarbeit mit den Kreativen funktioniert? Gab es Probleme oder Überraschungen?

Für mich als Koordinatorin war die Zusammenarbeit sehr problemlos. Ich bin froh, dass Sandra so engagiert am Malbuch dran bleibt, obwohl es großen Aufwand bedeutet. Erst kam die Umsetzung, dann die namibische Rückmeldung, dann haben wir das Malbuch von namibischen Kindern und Pädagoginnen testen lassen. Jetzt ist Sandra in der Überarbeitung. Das ist sehr viel Arbeit. Auch für Xiju ist die Aufgabe schwierig. Sie arbeitet parallel mit dem namibischen Künstler Silverius Olibile, um ein Lernposter zu erstellen. Silverius hat aber kein eigenes Telefon und kein Internet, sprich es ist schwierig zu kommunizieren und sich abzusprechen. Auch unsere PartnerInnen in Namibia waren und sind extrem begeistert. Dafür möchten sie sich auch bei youvo bedanken.

Mich hat überrascht, wie komplikationslos alles lief und wie engagiert die drei bei der Sache sind.

Kannst Du uns noch mehr über Eure Arbeitsweise bei suni e.V. erzählen?

Wenn unsere PartnerInnen in Namibia die Möglichkeiten hätten, würden sie das Projekt selbst umsetzen. Deshalb haben wir immer ganz viel Feedback eingefordert und versucht, jeden Schritt möglichst teilhabend durchzuführen. Trotz aller Teilhabe ist eine „Partnerschaft auf Augenhöhe“ jedoch wirklich schwierig. Wir als deutsche AkteurInnen des Projekts haben einfach viel mehr Ressourcen und damit auch mehr Macht. Das schafft ein Gefälle. Am Anfang wollte niemand in Namibia ein negatives Feedback zu einem Entwurf geben, aus Angst wir würden beleidigt abziehen. Mittlerweile können wir zum Glück engagiert diskutieren.

Beim Malbuch benötigten wir besonders viel Feedback aus Namibia, denn es bestand von Anfang an die Gefahr, dass darin Stereotype und Vorurteile über Namibia widergespiegelt werden. Trotzdem sollte die Lebenswelt der Kinder aus der Omaheke möglichst realistisch dargestellt werden. Hinzu kommt, dass die Grafikerin selbst nicht aus der Region stammt und so bestimmte Inhalte schwerer erfassen kann. Sandras Gestaltungsart kam in Namibia sehr gut an. Sie hat Strichführung und Formen an den Bedarf der Vorschulkinder angepasst. Wir haben Ihre Entwürfe dann zirkulieren lassen und gefragt was man verbessern könnte. Die Pädagoginnen aus Namibia haben z.B. sehr darauf geachtet, dass die Bilder keine Armut darstellen. Sie wollten, dass auf den Bilder dargestellte Schülerinnen immer Schuhe tragen, auch wenn das in der Realität (noch) nicht immer der Fall ist. Auch die praktische Ausführung und Anwendbarkeit des Materials war uns wichtig. Darum hat eine namibische Ehrenamtliche von Suni e.V. zwei Wochen lang mit Kindern in unterschiedlichen Altersstufen die Bilder getestet. Dabei zeigte sich, welche Formen zu kompliziert oder unverständlich waren, aber auch welche Assoziationen die Bilder hervorrufen. Die Kinder-Testgruppe war sehr emphatisch. Sie haben beispielsweise bemerkt, dassauf einem Bild noch ein Baum fehlt, der den Akteuren Schatten spendet, damit sie nicht in der heißen Wüstensonne stehen müssen. Mit der Rückmeldung der Vorschulkinder und Pädagoginnen erarbeiten wir jetzt eine finale Version.

Warum engagierst du dich gerade für Suni e.V.? Was ist deine persönliche Motivation?

Meine ehrliche Antwort: Ich engagiere mich bei Suni e.V., weil es mir Spaß macht. Ich kann mitbestimmen, meine Ideen einbringen und wir organisieren gemeinsam. Das finde ich gut. Auch das man Tabus – wie die eigene Hautfarbe, die koloniale Vergangenheit, Sprache, kulturelle Normen oder die Geschlechterrolle – offen ansprechen kann. Und dass man zugeben darf, wenn etwas nicht gut läuft oder man Fehler macht. Das ist für mich wichtig. Viele der Leute aus Deutschland, Namibia oder Luxemburg, mit denen ich zusammenarbeite, sind auch privat meine Freunde geworden. Die Arbeit ist nicht immer einfach – da hilft es sehr, wenn man sich persönlich schätzt.

Remisia Ndjaba (links) und Barbara (rechts): Remisia organisiert für „Kunst für Bildung“ die Workshops mit den Pädagoginnen aus der dem Kalahari District in der Omaheke Region.

Vielen Lieben Dank an Barbara für den spannenden Einblick in die Arbeit an diesem tollen Projekt!

Kommentare

Sebastian Schütz

30.11.2016, 15:26 Uhr

Das ist ein wirklich tolles Projekt ... schön zu sehen, wie sich hier gleich drei Kreative einbringen können! Voll gut.


Suni e.V.

30.11.2016, 23:13 Uhr

Toller Bericht! Danke für Eure super Arbeit!


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